Tchoban Voss: Zukunftsweisende Architektur aus den Hackeschen Höfen

Die Hackeschen Höfe sind bekannt für Shopping, Gastronomie und Kultur. Doch hinter den Jugendstilfassaden in Hof 1 und Hof 2 verbergen sich auch moderne Büroetagen. Hier arbeiten spannende Unternehmen: Eines davon ist Tchoban Voss. Das Architekturbüro prägt mit einer Vielzahl von Projekten das Stadtbild Berlins.
Wer in Berlin lebt, kommt an Gebäuden von Tchoban Voss Architekten nicht vorbei. Unter der Leitung von Sergei Tchoban hat sich das Büro seit seiner Neuaufstellung 2017 mit zahlreichen herausragenden Projekten einen Namen gemacht – ein großer Teil davon wurde in Berlin verwirklicht. 150 Mitarbeiter entwerfen und planen Wohn- und Bürogebäude, Hotels und Kulturbauten.
Das Berliner Büro ist neben Hamburg und Dresden einer von drei Standorten von Tchoban Voss. In den Hackeschen Höfen sind die Architekten schon seit 1995 – dem Jahr der Wiedereröffnung nach der Sanierung. Sie arbeiten hier auf ganzen 900 Quadratmetern. Sergei Tchoban schätzt die Höfe als herausragendes Denkmal und eines eines der liebenswertesten Architekturensembles der Stadt.
Ein Projekt kennen alle Besucher der Hackeschen Höfe: die drei Gebäude direkt gegenüber vom Eingang der Höfe an der Rosenthaler Straße.

Innovative Entwürfe mit dem Bleistift: Sergei Tchoban
Sergei Tchoban, geboren 1962 in Sankt Petersburg in einer Familie von Wissenschaftlern, absolviert sein Architekturstudium an der renommierten Kunstakademie Sankt Petersburg. 1991 übersiedelt er nach Deutschland, seit 1995 besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Im gleichen Jahr wird er Partner in einem Architekturbüro, aus dem 2017 Tchoban Voss Architekten hervorgeht. Mitgesellschafter Ekkehard Voss ist 2024 verstorben.
Sergei Tchobans Leitbild sind lebenswerte Städte: „Für mich muss Architektur den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Sie muss Räume schaffen, die Menschen neugierig machen, die sie gerne erkunden und in denen sie sich wohlfühlen“, so Tchoban. „Viele Neubauten sind monoton, weil Mut und Innovation fehlen.“ Aber auch die gesetzlichen Vorschriften behindern die Kreativität.
Für Tchoban beginnt der kreative Prozess ganz traditionell mit einer Handzeichnung, erste Ideen nehmen mit Bleistift und Papier Gestalt an. Er ist einer der wenigen Architekten, die sich noch die Mühe machen, Kunden mit einer Handzeichnung von ihrer Vision zu überzeugen. Tchobans Architekturzeichnungen werden international ausgestellt und gesammelt. Auch er selbst ist ein leidenschaftlicher Sammler von Architekturzeichnungen.

2009 gründet Sergei Tchoban die Tchoban Foundation, um das öffentliche Interesse an der Kunst der Architekturzeichnung zu fördern. Mit dem von ihm selbst entworfenen, im Jahr 2013 eröffneten Museum am Pfefferberg in Berlin Mitte erfüllt sich Tchoban einen Traum. Hier macht er seine Sammlung von wertvollen Zeichnungen bedeutender Architekten von der Renaissance bis zur Gegenwart für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der markante hermetische Museumsbau am Kopf einer Reihe Berliner Mietshäuser erinnert mit seinen auskragenden Erkern an gestapelte Archivkisten. Die Fassade überziehen als Relief ausgeführte Architekturzeichnungen. Gekrönt wird das Gebäude von dem gläsernen Kubus eines Penthouses, das als Büro dient.

Rosenthaler Straße 43-45
Vom Eingang der Hackeschen Höfe an der Rosenthaler Straße aus ist der Apple-Store direkt gegenüber nicht zu übersehen. Die hohe helle Verkaufshalle mit der riesigen Fensterfront zur Straße beeindruckt. Das Geschäft gehört zu einem dreigliedrigen Neubau mit einem Nutzungsmix aus Wohnen, Büros und Einzelhandel. Die Fassaden der drei Gebäude fügen sich harmonisch in die Umgebung ein und werten sie gleichzeitig auf. Sie sind mit hochwertigem Naturstein verkleidet, jedoch jeweils ganz unterschiedlich gestaltet. Damit spiegeln sie die historische Parzellierung des Grundstücks wider.
SXB - Edge Suedkreuz
Das in Holz-Hybrid-Bauweise errichtete Büroensemble SXB - Edge Suedkreuz Berlin setzt neue Maßstäbe. Von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wurde es im Jahr 2022 als nachhaltigstes Gebäude Deutschlands ausgezeichnet. Hier hat die Deutschland-Zentrale von Vattenfall ihren Sitz.
Das Herzstück des größeren der beiden Gebäudeteile ist ein großzügiges, lichtdurchflutetes Atrium von 26 Metern Höhe (Foto oben ©HG Esch). Blickfang sind vier an Bäume oder Pilze erinnernde Gebilde von unterschiedlicher Höhe, die unter einem Dach aus transparenter Folie wie in einem Gewächshaus emporwachsen. Holz ist in Architektur und Gestaltung des Ensembles allgegenwärtig. Das Gewicht der Bauteile und die eingesetzten Ressourcen wurden auf das Notwendige reduziert. Mit einem umfangreichen Rückbaukonzept wurde das Thema Zirkularität in die Planung integriert. „Wir haben haben Materialien verwendet, die nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip recycelbar sind“, erklärt Tchoban. Die Fassadenelemente sind zu 95 % recycelbar. Darüber hinaus nimmt die Oberflächenstruktur der Fassade CO2 aus der Luft auf.
Weitere ausgewählte Projekte in Berlin
Techno Campus, die Coca-Cola Deutschlandzentrale, die Mall of Berlin, Dockyard Bürogebäude an der Spree, das Jüdische Kulturzentrum und die Synagoge Chabad Lubawitsch in der Münsterschen Straße, das Hotel nhow.
