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Sharing Economy: so funktionieren Miet-Kleidungsstücke

Vier Damen in bunten Kleidern
10.03.2022

Nutzen statt besitzen: Der Sharing-Gedanke wirbelt die Wirtschaft durcheinander und macht sich auch in der Modewelt breit. Codressing ist seit 2020 in den Hackeschen Höfen mit dem Konzept aktiv

Eine Zahl geistert immer wieder durch die Medien: 10.000 Gegenstände soll jeder Mensch in Deutschland im Durchschnitt besitzen. Bücher und Pullover, Kochtöpfe und Werkzeuge, Autos wie Smartphone: eine große Vielfalt an Objekten, die bei uns in den Schränken, Schubläden, Regalen, Garagen oder Kellern liegen. Nur einen Teil davon aber nutzen wir im Alltag. Und deshalb stellt sich die Frage, ob man all diese Objekte besitzen muss – oder ob es nicht sinnvoller ist, sie zu leihen oder zu mieten. 

Sharing Economy heißt der Trend, bei dem immer mehr Menschen immer mehr Dinge gemeinsam nutzen wollen. Carsharing, Software-Nutzung via Cloud, Wohnungen über Airbnb oder Kleidung – nichts gibt es, was heute nicht geteilt und gemeinsam verwendet werden kann. 

Floriane Palussière

„Ich glaube, der Sharing-Gedanke wird auch in der Modebranche wichtig werden.“

Floriane Palussière

Geschäftsführerin Codressing

Die Französin ist Inhaberin von Codressing in den Hackeschen Höfen. Zuvor hatte sie sich lange mit dem Sharing-Konzept beschäftigt – zuletzt als Studentin der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Und weil sie die Idee überzeugt hat, hat sie 2020 Codressing mitten in Berlin eröffnet. Die Idee ist: Mode-Designer und Erstbesitzer von Fashionstücken stellen ihre Objekte zur Verfügung. Die Kundinnen – noch kommen fast nur Frauen zu Codressing – leihen sich diese oft sehr hochwertigen Kleidungsstücke gegen eine Gebühr aus und bringen sie dann zurück oder kaufen sie. „Unsere Kundinnen sind in erster Linie daran interessiert, Designmode für wenige Geld tragen zu können“, sagt Floriane Palussière. „Wenn dann der Nachhaltigkeitsaspekt dazu kommt, dann finden sie das sehr schön.“

Zwei von drei Kleidungsstücken liegen ungenutzt herum

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Ideen, um Mode und Nachhaltigkeit zusammenzubringen. Das ist gerade in der Textilbranche nicht so einfach. Die meisten Kleidungsstücke, die in Deutschland gekauft werden, stammen aus China, der Türkei und Bangladesch. Pestizide, hoher Wasserverbrauch, Chemikalien im Abwasser oder hohe Energieverbräuche begleiten die Herstellung – und das alles für Stücke, die meist nur ein paar Mal getragen werden. Nahezu zwei von fünf Kleidungsstücken in Deutschlands Schränken bleiben nahezu ungenutzt, hat Greenpeace herausgefunden.

Vor allem junge Frauen mit einer Affinität für Fashion entscheiden sich für den günstigen Austausch von Kleidungsstücken. Wem das Konzept gefällt, der nimmt gleich ein Abo, um bis zu fünf Artikel im Monat auszuprobieren. Codressing reinigt und repariert die Kleidung. Und stellt gleichzeitig eine Plattform zur Verfügung, auf der sich die Community vernetzt und Stücke untereinander austauscht oder handelt. „Wir bieten natürlich keine Massenware an, sondern ausgewählte Designerstücke“, sagt Floriane Palussière. Sie verspricht ihren Kundinnen eine besondere User Experience, zu der auch das Ausprobieren im Shop gehört: „Da ist es super, dass die Hackeschen Höfe so zentral liegen.”

Für dieses Jahr hat sich Codressing einiges vorgenommen. Mehr Abos und Betreuung durch Personal Shopper. „Und natürlich wollen wir unser Konzept besser erklären und kommunizieren“, sagt Floriane Palussière. Schließlich geht es darum, immer mehr Objekte gemeinschaftlich zu nutzen.